Nazarov-Stimulation

– der Weg zur Förderung der aktiven Langjährigkeit?!
[Teil 4]

Es gibt vermutlich kein Thema, über das so viel geschrieben, geworben und berichtet wird. Im folgenden Teil möchte ich auszugsweise ein Thema aus dem Handbuch "Optimierung des Menschen" aufgreifen. Dieses Buch dient in den Schulungen als Grundlage für die Original Nazarov-Stimulation. Der Artikel befasst sich mit: Wie altern wir und können wir etwas dagegen tun?

von Ulrich Hänsenberger


Vielen Wissenschaftlern, welche die Ursachen und Mechanismen des Alterns untersuchen, liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Zellen unseres Organismus – die grundlegenden lebenden Einheiten – unsterblich sind, der ganze Organismus aber auch unter günstigsten Bedingungen eine endliche Grösse darstellt. Wenn man einer lebenden Zelle regelmässig Nährstoffe zuführt oder sie in eine Nährstofflösung legt, kann sie endlos leben und sich teilen. Das wurde bereits mehrere Male experimentell bewiesen. Aber für ein solch endloses Leben müsste man Nährstoffe zuführen und die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Eine einzelne Zelle ist in dieser Hinsicht schutzlos, der ganze Organismus dagegen hat wegen der komplizierten Organisation seiner Zellstrukturen grössere Überlebenschancen, aber er verliert seine Unsterblichkeit. Anfangs unsichtbare Unzulänglichkeiten in der Organisation der Zellstruktur häufen sich allmählich an und führen letzten Endes zum Tode des Organismus als Ganzes und danach auch zum Tode aller einzelnen Zellen.

Dieser Prozess wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass der Organismus des Menschen sich letzten Endes aus einer einzigen befruchteten Eizelle entwickelt. Bei ihrer Teilung kann sie nur eine genaue Kopie von sich selbst herstellen. Bei erneuter Teilung werden auch wieder eigene Kopien geschaffen, aber zusammengenommen erwerben diese Kopien bereits unterschiedliche Eigenschaften. So haben wir im Organismus Zellen für Muskeln, Haut, Haare, Leber, Gehirn usw. In Form und Funktion unterscheiden sie sich stark voneinander, besitzen aber alle denselben genetischen Code. Das heisst also, das gemeinsame Leben potenziell gleicher Zellen unterdrückt die Eigenschaften, die sie in ihrer freien Existenz haben würden, und bahnt den Lebenskräften in enger Spezialisierung den Weg.

Der Organismus altert mit dem Nachlassen der sekundären Funktionen des ganzheitlichen Systems. Der Tod tritt nicht dann ein, wenn der Mensch einen Arm, ein Bein oder eine Niere verliert (man kann ohne sie leben und sie durch Prothesen ersetzen), sondern wenn das Nervensystem – das Gehirn – abstirbt. Es gibt allerdings auch einen anderen Standpunkt, aber der zeigt nur das biologische Wesen der Lebenstätigkeit: vollwertig lebt im Organismus nur der Muskel, die übrigen Organe (Verdauung, Atmung, Schweissabsonderung usw.) sichern nur seine Existenz. Eine absolute Autonomie der Funktionen des Organismus gibt es natürlich nicht. Ein interessantes Beispiel: Wissenschaftler belebten einen abgeschnittenen Hundekopf, wofür sie die Blutgefässe mit Blut füllten. Der Kopf hat tatsächlich einige Zeit "gelebt", bewegte sogar die Augenlider, aber vollwertiges Leben entwickelte sich nicht. I.M. Setschenov sagte dazu: "Das Hirn ist nur ein Zwischenglied, das funktionell zwischen den äusseren Rezeptoren und den Muskeln liegt. Wenn es die Verbindung zu den Muskeln verloren hat, verliert das Hirn die Vollständigkeit des Lebens, sogar seine Gedächtnisfunktion." Der Alterungsprozess beginnt immer am deutlichsten von aussen: Nachlassen der Muskelkraft, Haarausfall, Zahnausfall, Verlust an Sehschärfe und Gehör. Alle diese Symptome werden meistens durch Störungen des Blutaustausches in den Körpergeweben hervorgerufen, oder sie tragen selbst zu diesen Störungen bei. Über das Kreislaufsystem, vor allem das Kapillarnetz, wird im Organismus die Verbindung zu allen Zellen gesichert: ihre Ernährung, die Sauerstoffzufuhr, die Atmung, die Beseitigung der Stoffwechselprodukte oder, um es moderner auszudrücken, der Schlacken. Schlacken setzen sich im Laufe des ganzen Lebens allmählich an den Zellmembranen, im interzellaren Raum und an den Wänden der Blutgefässe ab. Im Ruhezustand funktioniert nur der zwanzigste Teil der Kapillaren. Im aktiven Zustand können sie 700-mal mehr Blut durchlassen als in Ruhe. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Zahl der offenen Kapillaren. Deshalb wird das Altern in anatomisch-physiologischer Hinsicht gewöhnlich mit Entwässerung, Austrocknung des Organismus, dem Erscheinen vertrockneter Zellinseln, mit Entartung vieler Gewebe entsprechend ihrer Umgebung verbunden. Bekanntlich kann das Mikromilieu das Fortschreiten irgendwelcher Zellen hemmen oder fördern. Das ist ein allgemeines biologisches Gesetz. Bekannt ist, dass sich im Tierreich mit Änderung des Umfeldes nicht nur einzelne Zellen, sondern ganze Organismen ändern können. So haben die Blätter einiger Wasserpflanzen Pfeil- oder Spindelform, je nachdem, ob sie im Wasser oder über der Wasseroberfläche angesiedelt sind.

Ein anderer Aspekt des Alterns ist ebenfalls mit der Störung des kapillaren Blutflusses verbunden – mit der Selbstinfektion. Darauf wies Mitte des vorigen Jahrhunderts als erster der hervorragende russische Wissenschaftler I.I. Metschnikov hin. Bekanntlich erneuern sich die Zellen unseres Organismus alle 5-7 Jahre vollständig. An Stelle der alten wachsen neue. Ähnlich, nur in etwas geringerem Masse, verläuft der Prozess auch mit den Nervenzellen. Sie wachsen langsam und erneuern sich in der Regel nicht vollständig. Andererseits bedeutet dieser Zellaustausch, dass sich im Organismus in jedem Augenblick Millionen abgestorbener Zellen befinden. Sie zersetzen sich und sondern sehr starkes Leichengift ab. Dieses dringt bis in die kleinsten Poren des Organismus ein. Aber dieser Umstand nimmt keine bedrohlichen Formen an, denn die Gifte werden im Organismus unschädlich gemacht und aus ihm entfernt. Das ist aber nur möglich bei einem heilen System der Blutkapillaren und heilem Kreislaufsystem, denn die reinigende Funktion im Organismus wird allein von den Zellen der Kapillarwände und den Blutkörperchen wahrgenommen – den Leukozyten und den Lymphozyten. Besonders intensiv verläuft der Prozess der Unschädlichmachung der Zerfallsprodukte von Eiweisssubstanzen in den Kapillaren der Leber. Die Wiederherstellung, auch die teilweise, eines normalen Blutflusses im Kapillarnetz bei alten Menschen erneuert die normale Versorgung und Atmung der Zellen, fördert eine bessere Reinigung des Organismus von Zerfallsprodukten und einen besseren Schutz vor verschiedenen Infektionen, d.h. eine wirksame Verjüngung.

Einen bestimmten Verjüngungsprozess stellt auch die Genesung des Organismus nach verschiedenen, vor allem nach chronischen Krankheiten dar, aber ebenso die Rehabilitation der Funktionen des Organismus nach intensiver Muskelarbeit oder geistiger Tätigkeit. In beiden Fällen häuft sich an den entsprechenden Stellen des Organismus eine gewaltige Menge von Stoffwechselprodukten an, die ausgeschieden werden müssen. Aber mit nichts zu vergleichen ist, nach unserer Auffassung, der Einfluss der Nazarov-Stimulation auf die Rehabilitierung der normalen Lebensfunktionen der Zellen. Dabei setzt sie nur sehr begrenzt an – von aussen. Die Nazarov-Stimulation erzeugt in den Muskelgefässen einen übermässigen Druck, als Folge dessen dringt das Blut in die Gewebe. Die Nährstoffe, die mit dem Blut ankommen, sind genau diejenigen, welche die Zellen brauchen. Nazarov-Stimulation fördert die allgemeine Verjüngung: sie reinigt die Blutgefässe, neue Kapillaren öffnen sich, es verbessert sich die Versorgung der Zellen und ihre Erneuerung. Positive Veränderungen an der Peripherie unseres Bewegungsapparates müssen auch die Arbeit der zentralen Organe schonen. Der Transport des Blutes wird hier ja durch die mechanische Energie des Stimulators erzeugt. Wir führten Stimulationsbehandlungen der Gliedmassen mit Menschen fortgeschrittenen und hohen Alters (bis 75 Jahre) durch. Folgendes haben wir festgestellt: 1. negative Folgen traten in unserer Beobachtungszeit nicht auf, 2. Taubheits- und Schmerzempfindungen in den Gliedmassen verringerten sich oder verschwanden vollkommen, 3. das allgemeine Befinden verbesserte sich und es ergab sich ein positives Verhältnis der Patienten zur Stimulation, das sich darin ausdrückte, dass sie baten, die Behandlung regelmässig weiterzuführen.

Bekanntlich ist die Körperkultur im höheren Lebensalter ein gutes Mittel zur Verlängerung der aktiven Langjährigkeit. Die Nazarov-Stimulation kann auch hier fördernd wirken, um den Organismus in eine Art sportliche Form zu bringen. Die Stimulation der Gliedmassen und besonders der Bauchmuskeln gibt das Gefühl der Muskelbeherrschung, bringt zusätzliche Gelenkbeweglichkeit und das Bedürfnis nach Übungen. Nach 3-4 Stimulationen kann man zu regelmässiger Betätigung im Laufen, Schwimmen, Fitness usw. übergehen – natürlich unter Beachtung der Dosierung.

Noch ein Beispiel für zweckmässigen Einsatz der Nazarov-Stimulation bei älteren Menschen. Nichts verrät das Alter so sehr, wie der Gang. Ältere Menschen gehen etwas nach vorn geneigt, mit gebeugtem Rücken, mit Trippelschritten, setzen mit der ganzen Fusssohle auf und überlasten so die Muskeln des Unterschenkels. Der Grund dafür ist, dass die Beweglichkeit in den Hüftgelenken nach rückwärts eingeschränkt und der Muskeltonus in der Hüfte verringert sind. Solche Bewegungseinschränkungen zu verringern liegt in unserer Kraft, nämlich durch Anwendung der Nazarov-Stimulation für die Beinmuskeln und Training mit Übungen vom Typ tänzerischer Arabesken (wie im Längsspagat für das hintere Bein). Nach Korrektur des Muskeltonus der Hüfte und Erhöhung der Beweglichkeit in den Hüftgelenken kann man auch die Haltung beim Gehen verbessern.

Solche Korrekturen sollten möglichst früh begonnen werden. In diesem Zusammenhang weisen wir auf die originelle Deutung der Rolle und der Möglichkeiten der Körpererziehung für die Erhaltung- und Stärkung der Gesundheit hin, die der norwegische Sportlehrer Ch. Seiffart in seinem Buch "Muskeln: Leben in Bewegung" (Moskau, 1980, S. 211) vorlegt: Er weist überzeugend nach, dass das Fundament unserer Gesundheit und des Wohlbefindens in vielem auf der Gesundheit des Muskelsystems und des gesamten Bewegungsapparates beruht. Systematische Überbeanspruchung einerseits und Untrainiertheit andererseits führen zu Verhärtungen der Muskeln (Myosen), zu funktionellen Kontrakturen u.a. Solche Funktionsstörungen des Bewegungsapparates sind praktisch mehr oder weniger bei jedem Menschen zu finden, besonders ausgeprägt sind sie bei Menschen mittleren und höheren Alters.

Einen führenden Platz unter den "gesundheitsfördernden Übungen" nehmen Dehnübungen für die Muskeln ein, Übungen zur Erhöhung der Gelenkbeweglichkeit und zur Beseitigung von Muskelverkrampfungen. Im Komplex erleichtern diese Übungen in allen Teilen des menschlichen Körpers wesentlich den Blutkreislauf, dessen Störung ja unmittelbare oder mittelbare Krankheitsursache ist. Wir vertreten in vielem gleiche Standpunkte zur Heilgymnastik und teilen den Optimismus bei der Anwendung dieser Art von Übungen, weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass mit dem Einsatz der Nazarov-Stimulation die angeführten Bewegungsaufgaben viel effektiver und schneller gelöst werden können. Bis zu 50x schneller!

Zweifellos gehören zu einer komplexen Einwirkung auf den Organismus noch Ausdauertraining und Fitness dazu, um die physiologischen Möglichkeiten erweitern zu können. Gesichert ist jedoch, mit der Nazarov-Stimulation lässt sich den Erscheinungen von Alterungsprozessen entscheidend entgegenwirken und auch sämtliche Eigenschaften von sportlichen Anforderungen lassen sich optimieren. Dazu werden in der Original Nazarov-Stimulation, unterschiedliche Geräte für die verschiedenen Extremitäten eingesetzt. Nächste Schulung in der Original Nazarov-Stimulation: 26.03.- 29.03.2007

Themen: Physiologie der Nazarov-Stimulation / Anwendung der Stimulationsgeräte

Info: www.nazarov-institut.ch
www.nazarov-stimulation.de

Facts über die Biomechanische Stimulation Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 5


Fitness Tribune
Nr. 105 / S. 76-78